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Die bewegende Geschichte einer Gästin

Die bewegende Geschichte einer Gästin
„Sie kam zu uns wie ein Häufchen Elend“, erinnert sich das Pfle­ge­team. Geplagt von Schmerzen und Übelkeit verneinte die Gästin das Essen, verließ das Bett – wenn überhaupt – nur mit Hals­krause, weinte permanent, hatte Angst vor dem Sterben und haderte mit ihrem Schicksal. „Warum ich?“
Doch schon wenig später wurde die Gästin warm mit dem Personal aus der Pflege und der Haus­wirt­schaft. Medi­ka­men­tös neu und wesent­lich besser ein­ge­stellt schwanden Schmerzen und Übelkeit. Die Gästin fing wieder an, zu essen. Mit dem Essen kehrte auch die Lebens­lust zurück. „Ich habe ihr die Fußnägel knallrot lackiert, wir haben näch­te­lang Kniffel gespielt oder Fernsehen geguckt und dabei Pizza gegessen“, erinnert sich eine Pfle­ge­fach­kraft freude-strahlend zurück.
Die Gästin kom­mu­ni­zierte fortan offener, ging immer häufiger in unser Wohn­zim­mer und freundete sich mit einer weiteren Gästin an. Mit Freunden von früher ging sie auswärts beim Chinesen essen.
Auch der Umgang mit ihrem Schicksal ver­än­derte sich: Die Gästin nahm es in die Hand, führte in Eigen­in­itia­tive Gespräche mit einem Pastor und suchte sich in einem Friedwald selbst eine Ruhe­stätte aus. „Sie hat alle Bäume dort umarmt und sich dann einen aus­ge­sucht.“ Auch Ihr „letztes Hemd“ besorgte sich die Gästin selbst: ein online gekaufter Jumpsuit, den sie von einem Schneider noch kürzen ließ. Sie wollte schließ­lich schick aussehen.
Die bewegende Geschichte einer Gästin handelt von einer Frau, die es mit unserer Unter­stüt­zung geschafft hat, die Angst und das Hadern zu über­win­den und im Angesicht des Sterbens noch einmal Lebens­freude zu erfahren. Ihre größte Angst, vergessen zu werden, überwand sie. Gegen Ende sagte sie: „Denkt dran, ich bin da oben.“
Ihre Lieb­lings­tiere waren Libellen. In Gedenken an sie wurde im Garten vom Hospiz Zum Guten Hirten eine eigens ange­fer­tigte Löf­fel­li­belle aufgestellt.